Das Ullrich-Turner-Syndrom

Geschichte:

Das Ullrich-Turner- Syndrom benannt nach dem amerikanischen Arzt Henry Turner und dem deutschen Kinderarzt Otto Ullrich, wird durch eine Veränderung der Geschlechtschromosomen verursacht. Eines der beiden X-Chromosomen ist verändert oder fehlt (XO) in allen oder in einem Teil der Körperzellen (Mosaikform)

Häufigkeit:

Das Ulrich-Turner-Syndrom ist die häufigste Veränderung der Geschlechtschromosomen bei Frauen. Es tritt mit einer Häufigkeit von 1:2000 bis 1:2500 aller lebend geborenen Mädchen auf.

Genetik:

Das Erbgut des Menschen ist im Normalfall auf 46 Kernkörperchen, den Chromosomen, verteilt. Diese bilden 23 Paare, von den eines das Geschlecht bestimmt. Das Geschlechtschromosomenpaar setzt sich entweder aus zwei gleichen X-Chromosomen (bei Frauen) oder einem X- und einem Y-Chromosom (bei Männern) zusammen. Die häufigsten chromosomalen Veränderungen beim Ullrich-Turner-Syndrom sind: 45,X (Monosemie X), die 40-50 % betreffen; 45,X / 46,XX, der 15 % betrifft; und 45,X / 46, XY (Mosaik mit Y-Chromosomenmaterialien), die 10-12 % beeinflussen.

Diagnostik:

Die Diagnose kann vor oder nach der Geburt gestellt werden. Man spricht dann dementsprechend von Pränatal- bzw. Postnataldiagnostik.

Pränataldiagnostik:

findet durch eine Fruchtwasseruntersuchung oder Chorionzottenbiopsie statt, bei Auffälligkeiten im Ultraschall: zu diesen zählen eine verdickte Nackenfalte, Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme), ausgeprägte Flüssigkeitsansammlungen im Halsbereich (zystische Hygrome), und Fehlbildungen des Herzens wie zum Beispiel eine: Einengung der Körperhauptschlagader (Aorta) im Bereich des Aortenbogens (Aortenisthmusstenose) oder Linksherzdefekte. Auch kann es zu Nierenfehlbildungen, Wachstumsretardierung sowie auffälligen Fruchtwassermengen kommen.

Postnataldiagnostik:

beruht meist auf klinischen Auffälligkeiten, doch kann der Zeitpunkt individuell stark schwanken. Der häufigste Grund für eine zellgenetische (zytogenetische) Untersuchung bei Neugeborenen sind Flüssigkeitsansammlungen (Lymphödeme) an Händen und Füßen (93 %). Im frühen Kindesalter ist Kleinwuchs zu 82 % der Schlüssel zu Diagnose. Daher sollte bei jedem Mädchen mit unklarem Kleinwuchs, zwingend eine Chromosomenanalyse durchgeführt werden. Im Jugendalter führt das Ausbleiben der Pubertätsentwicklung meist zur Diagnosestellung. Anzuraten ist nach der Diagnosestellung immer auch eine humangenetische Beratung.

 

Typische Merkmale des Ullrich-Turner-Syndroms:

Typische Merkmale bzw. Auffälligkeiten für das Ullrich-Turner-Syndrom können Lymphödeme, Kleinwuchs, ein Flügelfell oder auch die ausbleibende Pubertät sein. Diese Merkmale können wir oft in medizinischen Lehrbüchern, aber auch im Internet finden. Solche typischen körperlichen Merkmale/Auffälligkeiten werden in der Medizin Stigmata genannt. So entsteht schnell der Eindruck, dass die verschiedenen Stigmata immer in ihrer ganzen Fülle zum Bild der Erkrankung gehören. Bei Mädchen mit UTS sind die klinischen Merkmale jedoch oft nur teilweise und auch sehr unterschiedlich stark ausgeprägt. In der Regel kommen nach dem 1. Lebensjahr außer Autoimmunerkrankungen (= Erkrankungen, bei denen sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richtet) keine körperlichen Merkmale mehr hinzu.

Hier ist eine Übersicht der typischen Merkmale die sich zeigen können:

Ohren:

Beim UTS treten im Kindes- und Jugendalter gehäuft Mittelohrentzündungen auf, woraus eine Schallleitungsstörung resultierten kann. Aufgrund des engen Rachenraumes und der Verlagerung der Ohrtrompete kommt es zu einer verminderten Belüftung des Mittelohres. Angeborene
Verformungen der Ohrmuscheln (Ohrmuscheldysplasien) sind ebenfalls nicht selten. Bei Mittelohrentzündungen wird eine gezielte antibiotische Therapie empfohlen, um eine Schallleitungsschwerhörigkeit zu vermeiden. Ab dem 30.Lebensjahr ist die Innenohrschwerhörigkeit häufig. Als Ursache der
Innenohrschwerhörigkeit wird ein vorzeitiger Alterungsprozess der Cochlea (Gehörschnecke) vermutet. Wegen der vielfältigen Probleme werden im Kindes- und Erwachsenenalter regelmäßige audiometrische Untersuchungen empfohlen. So können Hörschädigungen rechtzeitig erkannt und
behandelt werden.

Augen:

Beim UTS sind an den Augen Auffälligkeiten der Lidachse, der Augenlider und der Augenbeweglichkeit zu beobachten. Das Herabhängen des oberen Augenlides (Ptosis) tritt ein- oder beidseitig bei 46 % der UTS-Patientinnen auf. Dies basiert auf einer Augenmuskelschwäche. Bei 32 % der Patientinnen liegt eine zusätzliche Hautfalte im Bereich der Nasenwurzel (Epikantus) vor. 10 % der Patientinnen weisen einen vergrößerten Augenabstand (Hypertelorismus) auf. Die Augenveränderungen stellen nicht nur ein kosmetisches Problem dar, sondern können je nach Ausprägung des Befundes zu Sehbehinderungen, Gesichtsfeldeinschränkung und Sehschwäche führen. So sind auch hier je nach Schweregrad regelmäßige augenärztliche Kontrollen ab dem Säuglings- und Kindesalter ggf. eine operative Korrektur notwendig.

Kiefer und Zähne:

Als UTS typische Veränderung können Ärzte bei Untersuchungen oft einen spitzbogenartigen, hohen Gaumen (Gotischer Gaumen) sowie ein zu kleinen Unterkiefer sichten. Der Unterkiefer kann auch nach hinten versetzt sein (Retrognathie). So kann es zu einem Überbiss- oder zu einem Kreuzbisses kommen Zahnfehlstellungen sind häufig die Folge, da den Zähnen der Platz fehlt. Hier ist es eventuell nötig die Patientinnen mit Zahnspangen zu versorgen. bzw. vorab Zähne zu ziehen. In der Regel ist eine kieferorthopädische Therapie ausreichend.es ist auch eine nicht Anlage von Zähnen möglich. Je nach Diagnose und Alter ist hier eine halbjährliche Kontrolluntersuchung empfohlen.

Hals:

Beim Flügelfell (Pterygium Colli) handelt es sich um eine Hautfalte, die seitlich vom Hals bis zur Schulter reicht. Meist ist sie aber so gering ausgeprägt, dass sie erst auffällt, wenn der Kopf zur Seite geneigt wird. Je nach Schwere der Ausprägung des Flügelfells am Hals ist eine chirurgische
Entfernung möglich.

Brustkorb (Thorax):

Ein auffallend breiter Brustkorb wird als „Schildthorax“ bezeichnet und tritt mit 85 % sehr häufig auf. Das führt zu einer relativen Verlagerung der Brustwarzen (Mamillen) nach außen, so dass optisch der Eindruck eines weiten Brustwarzenabstandes entsteht. Neben dem Schildthorax
wurde bei 43% der Patientinnen auch eine Trichterbrust beobachtet.

Lymphsystem:

Ein erster Hinweis auf ein UTS ist bei neugeborenen Mädchen oft eine Schwellung der Hand- und Fußrücken. Die Ursache hierfür ist eine Flüssigkeitsansammlung (Lymphödem), welche sich in den meisten Fällen spontan wieder zurückbilden. Im Erwachsenenalter können Ödeme wieder
auftreten und finden sich an den Füßen bei etwa jeder dritten und an den Händen bei jeder sechsten Frau. Eine entsprechende Therapie mit Lymphdrainage und/oder Kompressionstherapie wird hier empfohlen.

Haut und Nägel:

Bei ca. 72% der UTS- Patientinnen wird das gehäuftes Auftreten von Leberflecken (Naevi) beobachtet. In der Regel handelt es sich um eine gutartige Ansammlung von Pigmentzellen. Trotzdem sollten regelmäßige Kontrollen beim Hautarzt erfolgen. Bei vielen UTS- Patientinnen beobachtet man im Nacken einen tiefen Haaransatz mit einem Haarwachstum gegen die normale Wuchsrichtung, also von unten nach oben. Nagelveränderungen zeigen sich oft durch eine nach innen oder außen gekrümmte Nagelform und führen häufig zu Nagelbettentzündungen, durch das Einwachsen der Nägel. Es sollte auf eine
entsprechende Nagelpflege geachtet werden. Auch sollten keine zu engen Schuhe getragen werden. Je nach Diagnose ist die Betreuung durch eine med. Fußpflege und auch angefertigte Schuhe ratsam.

Skelett:

Ellenbogen: der Cubitus valgus ist eine seitliche Abweichung des Unterarmes gegenüber dem Oberarm. Bei zu bis zu zwei dritteln der Mädchen kommt dieser vor. Hierdurch kann das Drehen der Hand eingeschränkt sein.
Wirbelsäule (Skoliose und Kyphose): sind seitlich – verdrehte Verkrümmungen der Wirbelsäule. Sie können schon in der Kindheit auftreten und können mit steigendem Alter, in der Pubertät und im Rahmen einer Wachstumshormontherapie zunehmen. Kyphose: als solche bezeichnet man
eine übersteigerte Krümmung der Brustwirbelsäule (Rundrücken). Bei beiden ist eine frühzeitige beginnende krankengymnastische Therapie erforderlich, um Spätfolgen zu vermeiden. Bei schweren Formen können auch eine Versorgung mit einem Korsett oder operative Eingriffe notwendig sein. Mindestens einmal jährlich sollte eine klinische Untersuchung der Wirbelsäule durchgeführt werden.
Handgelenk: Die Madelung – Deformität ist eine Fehlbildung des Handgelenkes mit Bewegungseinschränkung. Die Therapie ist in der Regel operativ um eine Verbesserung der Beweglichkeit zu erreichen. Auch kann es zu Verkürzungen der 4. und 5. Mittelhand- oder Mittelfußknochen kommen. Bei den Mittelhandknochen ist dieser Befund beim Faustschluss deutlich erkennbar. Hier kommt es aber zu keinerlei Bewegungseinschränkung.
Knochendichte: Osteopenie (Minderung der Knochendichte) und Osteoporose stellen bei erwachsenen mit UTS ein häufiges Problem dar, und schon im Kindes- und Jugendalter zeigen Mädchen mit UTS eine verminderte Knochendichte . Die Behandlung mit Östrogenen scheint einen positiven Einfluss auf die Knochendichte und das Frakturrisiko zu haben.
Kleinwuchs: Der Kleinwuchs stellt das häufigste beobachtete Merkmal des UTS dar. Ca. 95 % der Patientinnen mit UTS weisen ein vermindertes Wachstum bzw. eine verminderte Körpergröße auf. Im ersten und zweiten Lebensjahr wachsen die Turner Mädchen fast normal. Erst ab dem 3.Lebensjahr
weisen die Mädchen mit UTS ein verzögertes Wachstum auf und bis zum Erwachsenenalter fällt die Wachstumsgeschwindigkeit weiter ab. Dies verstärkt sich durch den fehlenden Wachstumsschub in der Pubertät deutlich. Daher liegt die mittlere Endgröße bei erwachsenen UTS Frauen ca. 20 cm unter der von Frauen in der Allgemeinbevölkerung. Diese ist auch von der Größe der Eltern abhängig. Die einzige wirksame Behandlung erfolgt mit synthetisch hergestellten Wachstumshormonen, mit dem Namen Somatropin. Dies ist ein körpereigener Botenstoff. Die Behandlung sollte mit 2, spätestens mit 4 Jahren beginnen. Bei Frauen mit UTS kann der Zugewinn an Körpergröße 5 bis 12 cm betragen. Jedoch spielen eine Vielzahl an Faktoren mit, insbesondere die Größe der Eltern, die Körpergröße bei Therapiebeginn, Zeitpunkt und Dauer der Therapie, Dosierung des Wachstumshormons und der Pubertätsverlauf.
Das Wachstumshormon muss täglich unter die Haut gespritzt werden. Dies geschieht am besten abends vor dem Schlafengehen mit einer Injektionshilfe. Die Therapie sollte bis zu Abschluss des Längenwachstums durchgeführt werden, d. h. bis die Wachstumsfugen geschlossen sind. Kinder mit Wachstumshormon – Therapie müssen regelmäßig ärztlich überwacht werden, um den Erfolg zu beurteilen und eventuelle Nebenwirkungen frühzeitig erkennen zu können. Dazu sind anfangs vierteljährliche, später halbjährliche Termine beim Kinder-Endokrinologen notwendig. Wirksame Arzneimittel ohne Nebenwirkungen gibt es nicht. Das Wachstumshormon ist im eigentlichen Sinne auch kein Medikament , also eine fremde Substanz, sondern ist die Kopie eines körpereigenen Hormons. So steht die Wirkung in einem sehr günstiges Verhältnis zu den Nebenwirkungen. Bei diesem werden das Blutbild Schilddrüsenwerte, der Zuckerstoffwechsel sowie die Wachstumsfaktoren kontrolliert. Während der Therapie kann es auch zu Nebenwirkungen kommen. Hier gebt es zusagen, wirksame Arzneimittel ohne Nebenwirkungen gibt es nicht. Allerdings gibt es Medikamente, bei denen die Wirkung in besonders günstigen Verhältnis zu den Nebenwirkungen steht – größere Wirkung geringe Nebenwirkung. Wie oben schon einmal erwähnt ist das Wachstumshormon, ein körpereigenes Hormon und somit keine fremde Substanz, deshalb ist es im eigentlichen Sinne auch kein Medikament.

Schilddrüse:

Die Hashimoto – Thyreoiditis und die oft daraus resultierende Unterfunktion der Schilddrüse ist bei Patientinnen mit Ullrich-Turner-Syndrom deutlich häufiger als in der Allgemeinbevölkerung. Die Schilddrüse bildet die lebenswichtigen Schilddrüsenhormone T3/T4, die für den Energiestoffwechsel unerlässlich sind. Die Hashimoto- Thyreoiditis ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse, durch körpereigene Antikörper. Das Immunsystem richtet sich gegen die eigene Schilddrüse und löst eine Entzündungsreaktion aus, in deren Verlauf zu wenig und irgendwann oder gar keine Schilddrüsenhormone mehr produziert werden. Die Folge ist eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Als Therapie dafür steht Schilddrüsenhormon in Tabletten – und Tropfenform zur Verfügung. Es sollten lebenslange Laborkontrollen durchgeführt werden.

Nieren:

Veränderungen an den Nieren treten bei Patientinnen mit UTS mit 30 % bis 40 % relativ häufig auf. Bei der sog. Hufeisenniere sind die beiden Nieren an den unteren Polen miteinander verwachsen. Die Harnleiter münden anatomisch normal in die Blase. In der Regel ist die Nierenfunktion nicht Als Beckenniere bezeichnet man eine Nierenfehllage, bei der eine Niere im Bereich des Beckens liegt und zu einer Behinderung des Harnabflusses führen kann. Vesikoureteraler Reflux (VUR) bedeutet das Zurückfließen (Reflux) des Urins aus der Harnblase in den Harnleiter (Ureter) bis hinauf in das Nierenbecken. Beim gesunden Menschen fließt der Urin von der Niere durch die Harnleiter in die Blase, aber nicht in umgekehrte Richtung. Durch das zurückfließen des Urins kann es zu gehäuften Entzündungen des Nierenbeckens (Pyelonephritis) kommen. Diese schädigen auf Dauer die Niere. Zur Vermeidung von Spätfolgen muss eine konsequente antibiotische Dauertherapie erfolgen und je nach Ausprägung ist auch eine OP zu erwägen.

Zuckerstoffwechsel:

Die Regulation des Blutzuckerstoffwechsel kann bei Patientinnen mit UTS gestört sein und es wird bei etwa 30% bis 60% der Mädchen und Frauen eine gestörte Glukose – Toleranz beobachtet. Hierbei kommt es zu normalen Blutzuckerwerten, aber erhöhten Insulinwerten im Sinne einer Insulinresistenz. Durch eine Wachstumshormontherapie kann es zu einer phasenweisen Verschlechterung des Glucosestoffwechsels kommen. Nach Beendigung der Behandlung normalisiert sich die Stoffwechsellage wieder.

Magen-Darm-Trakt:

Erkrankungen in diesem Bereich sollten immer von einem Kindergastroenterologen behandelt werden.
Zölliakie: einige UTS-Mädchen/Frauen leiden unter Zöliakie. Dies ist eine Verdauungsstörung mit chronischen Durchfällen. Die Zölliakie beruht auf einer durch das Immunsystem verursachten Unverträglichkeit von Gluten – einem Eiweiß, das in meisten Getreidesorten enthalten ist. Die Diagnose kann durch einen Antikörpernachweis im Blut oder durch eine Darmspiegelung gestellt werden. Bei Zöliakie ist sehr wichtig keine glutenhaltigen Getreidearten wie z. B. Weizen, Roggen, Gerste etc. und die daraus hergestellten Nahrungsmittel zu konsumieren. Bei Zöliakie muss eine entsprechende Diät streng eingehalten werden, Hierbei können zu Beginn Ernährungsberater, Diätassistenten mit gezielten Schulungen unterstützen.
Morbus Crohn: ist eine chronisch- entzündliche Darmerkrankung, die alle Abschnitte des
Verdauungstraktes, vom Mund über Speiseröhre bis zum Enddarm betreffen kann. Am häufigsten kommt die Entzündung jedoch im letzten Dünndarmabschnitt (Ileum) und im Anfangsbereich des Dickdarms (Kolon) vor. Die Erkrankung verläuft schubweise. Therapieziel ist es, den Entzündungsprozess im Darm zu unterbinden. Dies geschieht medikamentös. Auch Ernährung spielt eine Rolle.
Colitis Ulcerosa: ist eine chronisch – entzündliche Erkrankung des Dickdarms (Kolon) Meist beginnt die Entzündung im Enddarm und breitet sich von dort kontinuierlich auf die höher gelegene Dickdarmanteile aus. Die Ausdehnung und Verlauf der Erkrankung können individuell sehr unterschiedlich sein. Die Therapie erfolgt mit entzündungshemmenden Medikamenten, die am besten direkt am Ort des entzündlichen Geschehens im Darm wirken. Wenn die Medikamente nicht mehr ausreichen, kann eine OP notwendig sein.

Herz und Blutgefäße:

Fehlbildungen des Herz-Kreislaufsystems sind bei UTS-Mädchen/Frauen häufiger als bei anderen Menschen. Hier kann es zu angeborenen Veränderungen der Herzklappen kommen zum Beispiel zu einer Fehlfunktion der Klappe zwischen Herz und Hauptschlagader. Da unsere Herzklappen ähnlich wie Ventile dafür sorgen, dass das Blut in eine bestimmte Richtung fließt, haben Fehlfunktionen der Klappen eine erhebliche Beeinträchtigung des Blutflusses zur Folge. Auch kann es zu einer Verengung der Hauptschlagader (Aorta) kommen. Bei einer Verengung der Hauptschlagader wird nicht genügend Blut zu den einzelnen Organen transportiert. Um unseren Körper trotzdem ausreichend zu versorgen, muss das Herz mit hohem Druck arbeiten – so kann es
zu einer Überforderung des Herzmuskels und zur Entwicklung eines Bluthochdrucks kommen. Die Gefahr einer Erweiterung der Hauptschlagader, insbesondere der Aortenwurzel besteht auch bei Patientinnen ohne angeborenen Herzfehler. Alle Frauen mit UTS sollten sich regelmäßig
kardiologische untersuchen lassen. Dazu gehört auch die Durchführung eines MRT der Aorta. Hierbei ist beachten, dass für die Berechnung der Aortenweite, andere Normwerte aufgrund der verringerten Körpergröße gelten. Um gefährliche Situationen zu verhindern, werden angeborene Fehlbildungen oft schon im Säuglingsalter operiert. Auch ist eine medikamentöse Behandlung möglich und oft auch unverzichtbar.

Pubertät und Fertilität:

Die äußeren Geschlechtsmerkmale wie Schamlippen, Clitoris und Scheide sowie die Gebärmutter und Eileiter sind normal angelegt. Da die Eierstöcke nicht normal entwickelt sind, kommen die meisten Betroffenen nicht spontan in die Pubertät und können wie die allermeisten keine Kinder haben. Einzelne kommen jedoch spontan in die Pubertät und haben eine Chance, dass sich eine befruchtungsfähige Eizelle entwickelt und sie schwanger werden können. Bei einer fehlenden oder unvollständigen Entwicklung der äußeren Pubertätsmerkmale ist eine Behandlung mit Östrogenen angezeigt. Besonders für die psychische Entwicklung und die Selbstwahrnehmung als Frau ist eine rechtzeitige Behandlung mit Östrogenen wichtig. Heute wird die Behandlung in den meisten Fällen etwa im Alter von 12 Jahren begonnen, später mit einer Kombinationsbehandlung von Östrogenen und Gestagenen fortgeführt. Zusätzlich zu den Problemen des Kleinwuchses, der Pubertät und Fertilität können weitere, oft gut behandelbare, manchmal eher kosmetische Probleme kommen. Hiervon ist statistisch jeweils ein Drittel der Mädchen/Frauen betroffen. Eine einzelne Betroffene hat in der Regel also einige, aber bei weitem nicht alle genannten Symptome.

Als Quelle diente uns die Broschüre der Firma Merck „Ullrich-Turner-Syndrom“: ein Leitfaden für Patienten, Eltern und Angehörige.

Beratungstelefon

Beratungs- und Informationstelefon

Fr. Melanie Braun
(Mutter einer Tochter mit UTS)
Telefon: 06340 – 3513294
Mobil: 0178 – 2646143
E-Mail: beratung-eltern@turner-syndrom.de

Fr. Antje Angermüller
(Betroffene)
Telefon: 0178 – 2656209
E-Mail: beratung-betroffene@turner-syndrom.de

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